Eine Pommernfahrt der Naugarder Seit nunmehr 15 Jahren starten die Naugarder im August zu einer gemeinsamen Busreise in die Heimat. So fuhren wir auch jetzt vom 17. bis zum 23. August nach Pommern. Unser Ziel ist immer das Schlosshotel in Matzdorf, in dem wir gern gesehene Gäste sind. In dem schönen Hotel am Pogrimsee, bis zum Jahre 1945 Sitz der Familie von Flemming, fühlen wir uns sehr wohl. Den ersten Tag verbrachten wir in Naugard. Um auch den "Neuen" ein umfassendes Bild der heutigen Stadt zu vermitteln, unternahmen wir zunächst eine Stadtrundfahrt. In diesem Jahr vermissten wir das uns sonst schon von Wolchow aus grüßende Wahrzeichen Naugards, den Kirchturm von St. Marien, der bekanntlich am 3. Dezember 2005 einem Feuer zum Opfer fiel. Über die Gollnower Straße, Breite Straße vorbei am Markt und Rathaus sahen wir dann von der Greifenberger Straße aus die Ruine des Kirchturms. Nach einem kurzen Halt ging es weiter über die Amtsstraße mit einem Abstecher in die Burgstraße. Hier wurden die Wachtposten des Gefängnisses unruhig beim Anblick unseres Reisebusses. Wir wollten uns jedoch nur das historische Gebäude des Torhauses ansehen, dessen Grundmauern noch Teile der alten Burg der Ebersteiner, also bereits über einige hundert Jahre alt sind, denn die Grafen von Eberstein, die Gründer der Stadt, kamen bereits im 13. Jahrhundert nach Naugard. Im Jahre 1309 am 30. April erhielt die Stadt das Lübische Stadtrecht. Unsere Fahrt ging nun weiter vorbei an den sehr gut erhaltenen Häusern der Amtsstraße, durch die Graf-Eberstein-Straße in das Neubaugebiet mit zum Teil sehr großzügiger Einfamilienhausbebauung. Weiter über die Gülzower Straße kamen wir dann in die ehemalige Villenstraße, die Gartenstraße, mit den Schulen und dem Krankenhaus. Wir fuhren Richtung Galberg, sahen auf der linken Seite den Naugarder See und vor uns die guterhaltene Mauer des jüdischen Friedhofs, dann das ehemalige Restaurant "Erholungshaus", in dem heute behinderte Kinder wohnen und lernen. Bis zum Genesungsheim "Waldfriede", das heute geistigbehinderte Erwachsene beherbergt, konnte unser Bus leider nicht fahren. Nach dieser Rundfahrt durch die wichtigsten Straßen ging jeder von uns wohl "seinen" Weg. Wobei letztlich unser so reizvoll gelegener See immer wieder Anziehungspunkt Nummer eins ist. Auch in der Marienkirche trafen wir einige Teilnehmer, die sich über das Ausmaß des Brandschadens und von den Baumaßnahmen ein Bild machen wollten. Leider geht es mit den Aufbauarbeiten nur langsam voran. Da fragt man sich, ob der Turm bis zum Wintereinbruch wohl wieder ein Dach haben wird? Der Dachreiter soll eine neue Form bekommen. Inzwischen wurde der wertvolle alte Altar in eine Stettiner Werkstatt gebracht. Aber leider fehlen die Gelder für die Restaurierung, da alle Finanzmittel aus Stettin für eine ebenfalls durch Brand stark beschädigte Kirche nach Danzig gehen. Wie wir feststellen konnten, werden in und an unserer alten Marienkirche große Veränderungen stattfinden. Nach dem anschließenden Besuch in Külz führte uns unser weiterer Weg über Jarchlin –hier besuchten wir die Kirche- und Kniephof weiter über Plathe und Greifenberg nach Ribbekardt, wo wir in dem zum Hotel umgebauten alten Schloss zum Kaffee einkehrten.
Am nächsten Morgen fuhren wir zum Gottesdienst nach Naugard. Hier in der notdürftig hergerichteten Marienkirche hielt Pastor Friedrich Schwandt, früher Naugard, in Anwesenheit des Dekans einen Gottesdienst mit Abendmahl. Zu den Gottesdienstbesuchern gehörten Mitglieder des Deutschen Freundeskreises aus Naugard und auch eine Anzahl polnische Gäste. In einem Gespräch mit dem Dekan erfuhren wir, dass eine der drei Glocken bereits gegossen ist, eine neue Bestuhlung wird ebenfalls bald kommen sowie die neue Orgel. Ausflug auf die Insel Wollin Wir brachen dann zu einem Ausflug auf die Insel Wollin auf. In Misdroy machten wir Station. In Polen sind bis Anfang September Schulferien, und so herrschte am Strand bei schönstem Sommerwetter ein reges Badeleben. Wir fuhren bald nach dem Mittagessen im Hotel "Amber Baltic" wieder über Gülzow in den Kreis Naugard, und zwar auf einer landschaftlich reizvollen Strecke über Friedrichsberg, Trechel, Fanger, Rothenfier und Retztow nach Kicker. In Schönhagen gingen wir mit Hilfe eines hier geborenen Mitreisenden auf Spurensuche im ehemaligen Gutspark. Hier fanden wir außer prächtigen alten Bäumen keine Überreste des ehemaligen Herrenhauses. Einweihung der Gedenkstätte in Burow In Burow warteten dann die aus Deutschland privat angereisten ehemaligen Einwohner von Burow und Franzfelde auf uns, mit ihnen einige heutige Bewohner. Es sollte der Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkrieges der Gemeinden Burow, Franzfelde und Kahlbruch sowie eine dort angebrachte Tafel zur Erinnerung an "Unsere Toten" geweiht werden. Der katholische Pfarrer kam aus Speck, denn in Burow gibt es leider noch immer kein Gotteshaus. Pastor Schwandt hielt eine Andacht am Gedenkstein, während der katholische Pfarrer einen Bibeltext vorlas und die Weihe vornahm. Mit dem gemeinsam gesprochenen Vater unser und dem Gesang des Liedes "Jesu meine Zuversicht" ging diese Feierstunde zu Ende. Die Begegnung mit den heutigen Einwohnern wurde aber fortgesetzt, und es ist immer wieder erstaunlich wie man sich verständigen kann, auch ohne die Sprache des anderen zu kennen. Fahrt durch pommersches Land Für unsere große Fahrt durch heimatliches Land hatten wir uns einen Sonntag ausgesucht. Zeitig brachen wir in Matzdorf auf, mit dem Ziel Neustettin. Über Naugard, Plathe, Belgard und Bad Polzin erreichten wir am frühen Mittag die Stadt Neustettin. In einem Hotel am Streitzigsee hatten wir uns zum Essen angemeldet. Bei dem anschließenden Spaziergang durch die Innenstadt zum Rathaus und zur Kirche, durch den Rosengarten und auf der Promenade entlang des Streitzigsees und vorbei am "Fürstin-Hedwig-Gymnasium", bekamen wir einen sehr guten Eindruck von der gepflegten Stadt und vom guten Zustand der historischen Bausubstanz. Alle Teilnehmer waren des Lobes voll über das heutige Neustettin und über die schöne Pommersche Schweiz. Auf der Rückfahrt ging es über Schivelbein, Stargordt –Ruine des Schlosses- und durch Regenwalde gelangten wir wieder in den Kreis Naugard. Besuch des Soldatenfriedhofes in Glien Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Glien erwartete uns am nächsten Tag Herr Nyc, der Friedhofsverwalter. Er vermittelte uns einen Überblick über die Entstehung des Friedhofes. Unsere Teilnehmer waren beeindruckt von der Anlage, von der würdigen Ruhestätte unserer gefallenen Soldaten und von der Stille hier am Rande der Buchheide. In den ausliegenden Namensbüchern fanden einige von uns den Eintrag über ihre vermissten Angehörigen. In Stargard besuchten wir die Stargarder "Hohe", die Marienkirche, und unternahmen einen kleinen Stadtbummel. In der "Kleinen Mühle" kehrten wir zu Mittag ein. Ein Besuch unserer zahlreichen Gedenkstätten im Kreis Naugard darf bei unseren Reisen nicht fehlen, so waren wir auf der Rückfahrt von Stargard zunächst in Parlin und dann u.a. in Maskow, Külz, Daber und Naugard. Am letzten Tag unseres Heimatbesuches folgten wir der Einladung des Naugarder Bürgermeisters in das Rathaus. Hier wurden wir von ihm sowie vom Vorsitzenden des Rates sehr herzlich begrüßt. Wir erfuhren etwas über die aktuelle Entwicklung der Stadt, insbesondere über die für 2007 geplante Umgehungsstraße. Zunächst sollte diese in der Nähe des Wolchower und des Naugarder Sees vorbeiführen. Da dort aber Trinkwasserschutzgebiet ist, muß die Trasse der Umgehung Naugards geändert werden. In der Planung ist die Umgehung auf der anderen Seite, und zwar über Wismar und Langkafel. Nach einem Spaziergang am Naugarder See und dem Mittagessen im Hotel "Kamena" verließen wir Naugard und verweilten noch in der Kirche in Daber. Für den Nachmittag hatten wir uns einen Spaziergang durch Matzdorf, den Besuch der Kirche und eine kleine Wanderung zum ehemaligen "Dolgenkrug" vorgenommen. Die Wanderer fanden von dem ehemaligen stattlichen Gebäude nur Reste von Fundamenten. Eine Mitreisende, deren Vorfahren hier einmal ansässig waren, brachte einige kleine Bruchsteine davon mit. Es war wieder eine interessante und harmonisch verlaufene Reise durch unser schönes und uns so vertrautes Naugarder Land, aber auch darüber hinaus durch einige unserer hinterpommerscher Heimatkreise, die uns mit ihren Städten und ihrer reizvollen Landschaft sehr beeindruckt haben. Im nächsten Jahr möchten wir noch mehr von unserem Pommernland kennen lernen, und so haben wir geplant vom 27. – 31. August 2007 wieder in die Heimat zu fahren.
Margrit Schlegel
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