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Im Maien das Naugarder Land erleben

Naugarder und Daberaner auf großer Heimatfahrt

Nach dem 22. Patenschaftstreffen hieß es am Montagmorgen für 53 Landsleute aus dem Naugarder Land "Auf in die Heimat". Unser Reisebus brachte uns von Heide in das Schlosshotel in Matzdorf im Kreis Naugard. Mit auf großer Heimatfahrt waren auch zehn Landsleute aus Daber, die am Treffen in Wesselburen teilgenommen hatten. So fuhren wir am nächsten Morgen auch zunächst nach Daber. Hier hatten die Landsleute mehrere Stunden Gelegenheit ihre Heimatstadt zu erkunden oder sie nach sechzig Jahren zum ersten Mal wiederzusehen. Und wir unternahmen eine kleine Stadtrundfahrt in Naugard, bevor jeder "seinen" Weg ging. Zum Mittagessen im ehemaligen Bismarck-Hotel am Naugarder See waren wir dann wieder zusammen. Zum Glück hatte der Regen, der uns auf der Fahrt nach Pommern begleitete, nachgelassen und wir erlebten den ersten Tag in der Heimat bei strahlendem Sonnenschein. Und das "Pommernwetter" blieb uns auch für den Rest unserer Reise treu.

Am Gedenkstein für unsere Toten auf dem Naugarder Friedhof legten wir einen Kranz nieder. Der Text auf der blau-weißen Kranzschleife erinnerte an den 4. März 1945, an den Tag an dem die Naugarder vor der heranrückenden Roten Armee ihre Flucht in den Westen antraten mußten.

Wir fuhren dann zu den Dörfern unserer Mitreisenden, nach Kartzig, Zickerke, Düsterbeck, Bernhagen, Strelowhagen, Langkafel und Hindenburg. Hier legten wir an den Gedenksteinen ein Blumengebinde nieder. Über die Bismarckdörfer Jarchlin und Kniephof fuhren wir am nächsten Tag nach Maskow. Doch zuvor fand in der Naugarder St. Marienkirche ein Gottesdienst mit Abendmahl und Diamantener Konfirmation statt. Hierzu waren auch die Greifenberger mit Ursula Hinz und Joachim Borck und ihrer Reisegruppe gekommen, die eine Woche in Rewahl Quartier gemacht hatten. So waren wir eine große Gemeinde, die sich zum Gottesdienst mit Pastor Friedrich Schwandt, früher Naugard, versammelt hatte.

Auch zwei Deutschklassen aus einem Naugarder Lyzeum mit ihrer Lehrerin Frau Saja waren gekommen und polnische Einwohner sowie die Naugarder Deutsche Minderheit und der Hausherr, Dekan Zaklika. Und zu unserer besonderen Freude war der "Sedina Chor" unter der Leitung von Brigitte Kipper aus Stettin unserer Einladung gefolgt. Er erfreute uns schon auf dem Kirchenvorplatz mit seinen Liedern und auch später während des Gottesdienstes. Die Jubiläumskonfirmanden waren 1944 und als Notkornfirmation im Februar 1945 eingesegnet worden. Ihre Heimatkirchen standen in Naugard, Greifenberg und in Pflugrade. Der Gottesdienst endete mit dem gemeinsamen Gesang des Pommernliedes. Auf Wunsch des Heimatvereins Naugard wurde inzwischen an der Ostseite der Kirche eine Tafel mit dem Bibeltext, der bis 1945 an der Kanzelwand zu lesen war, angebracht. In polnischer, deutscher und lateinischer Sprache ist dort geschrieben"Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit" und zusätzlich AD 2005. Beide Pfarrer weihten die Tafel. Die Vorsitzende bedankte sich bei dem Dekan für die Geste der Freundschaft zu den ehemaligen Einwohnern Naugards.

Anschließend fuhren die Naugarder und Greifenberger Reisebusse zur Europäischen Akademie in Külz zum Mittagessen. Und für beide Gruppen ging es nach eigenem Programm weiter, zuvor verabschiedete sich der Sedina Chor noch mit einigen Liedbeiträgen, für die sie viel Beifall bekamen.

Wir fuhren, wie schon erwähnt, nach Jarchlin, Kniephof und Maskow, um dann in Külz an der Weihe des rekonstruierten Dorffriedhofes teilzunehmen. Hier erwarteten uns Pastor Schwandt und der polnische Geistliche aus Külz, die während der Feier Worte des Gedenkens und Gebete sprachen. Die Vorsitzende des Heimatvereins Margrit Schlegel bat die Bewohner des Dorfes um die Pflege des Friedhofes, die wir aus der Ferne nicht durchführen können. Sie erinnerte aber auch an viele Generationen Külzer, die unter diesem Rasen bis 1945 ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Der neu gegründete Külzer Kinderchor erlebte seine Uraufführung mit der musikalischen Umrahmung der Feierstunde. Ein Kaffeetrinken mit den heutigen Einwohnern des Dorfes beendete diese Stunden der Begegnung.

Ein anstrengender und erlebnisreicher Tag ging zu Ende, den wir in fröhlicher Runde in unserem Hotel ausklingen ließen.

Wir freuten uns schon auf den nächsten Tag, den wir an der Ostsee, auf der Insel Wollin, in Misdroy verleben wollten. Unser Weg führte uns dann über Retztow, Gräwenhagen, Fanger und Trechel mit der alten Jugendherberge, deren Fachwerkbau heute noch aus dem Tal herüber grüßt und besonders bei den älteren Mitreisenden Erinnerungen wachruft. Über Friedrichsberg ging es zunächst nach Gülzow, das mit zahlreichen schrecklichen Erinnerungen an die Flucht für uns Naugarder und Kreisnaugerder verbunden ist. Über Wollin und den Naturpark Insel Wollin erreichten wir Misdroy. Für die Rückfahrt wählten wir den Weg über die Seebäder an der Dievenow und über Cammin.

Dann nahmen wir Abschied von Naugard mit einem Spaziergang am Naugarder See und Erfrischungen in nahen Cafes. Es war Feiertag und außer einigen Ausflüglern zum Fronleichnamsfest waren wenige Menschen unterwegs. Aus Anlass dieses hohen Feiertages war alles festlich geschmückt und, wie wir es bereits an den Vortagen beobachten konnten, waren die Straßen und Plätze in einen gepflegten Zustand gebracht.

Dann ging es weiter nach Daber. In der dortigen Marienkirche, einem spätgotischen Ziegelrohbau mit einer prächtigen Innenausstattung, hörten wir ein Orgelkonzert und wurden vom Pfarrer herzlich begrüßt. Zum Abschied sangen wir gemeinsam "Nun danket alle Gott". Die Heimat im schönen Monat Mai zu erleben, ist besonders eindrucksvoll. Die landschaftlichen Schönheiten in Verbindung mit dem frischen Maigrün geben auch den zu anderen Jahreszeiten so trostlos wirkenden Orten ein freundliches Aussehen.

Für uns ging nun eine erlebnisreiche Heimatreise zu Ende. Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege in Heide mit dem Versprechen, uns bei den Pommerntagen 2006 im Pommern-Zentrum in Lübeck-Travemünde wiederzusehen.

Margrit Schlegel

HKA-Vorsitzende

 


Letztes update: 08.11.2005 - Webmaster